Wissenswertes über die Taubheit bei Hunden |
Luna
küsst Scooby
Hallo ihr Lieben,
hier kommt meine Geschichte:
2002:
Ich wurde
im Frühjahr 2002 sehr lieblos von meiner früheren Familie mit den Worten "Wir
wollen diesen Hund nicht mehr" im Tierheim abgegeben.
Schon bald hat
meine Betreuerin festgestellt, dass mit mir etwas nicht stimmt.
Ich habe mir
zwar nichts anmerken lassen, war freundlich zu jedem Mensch und Hund, bin im
Freilauf herumgerannt, habe getobt, Stöckchen apportiert und war eben ganz Hund!
Nur auf Zuruf habe ich einfach nicht reagiert.
Erst dachten alle,
dass ich überhaupt keine Erziehung genossen habe, ich war aber schon fast ein
Jahr alt. Aber als ich, obwohl ich sehr verfressen bin, auch noch das
Abendessen fast verschlafen hätte, trotz des Lärmpegels zu dieser Zeit im
Tierheim, war allen klar ---- ICH BIN TAUB !
Also musste eine
Zeichensprache für mich her, das war aber gar nicht so einfach für die Menschen,
da für sie die Sprache sehr wichtig ist.
Welche Zeichen sollten sie
verwenden?
Welche Regeln sollten sie beachten?
Wie bringt man das alles
einem tauben Hund bei?
Die Lösung war gar nicht so schwer, da ich ja
"nur" taub, aber nicht dumm bin ;o)
Meine Betreuerin hat angefangen mir
zu winken, wenn sie wollte, dass ich zu ihr komme.
Das habe ich natürlich
gleich kapiert, da ich dann immer sehr gelobt wurde (natürlich oft auch mit
einem Stückchen Wurst).
Schnell lernte ich auch Zeichen für "SITZ" und
"PLATZ".
Allerdings mussten die Zeichen sehr deutlich sein, auf wildes
fuchteln mit den Händen habe ich sehr nervös reagiert und all mein Können
dargeboten, in der Hoffnung einen Treffer zu landen.
Im Tierheim wurde
ich trotz meines Lernwillens als schwer vermittelbar eingestuft, denn wer nimmt
schon einen tauben Hund.
Ende Juni 2002 hatte ich aber Glück, da haben
mich mein neues Frauchen und Herrchen, nach mehreren Besuchen und Spaziergängen
mit meiner Betreuerin und mir, aus dem Tierheim geholt.
Jetzt wohne ich
in einem kleinen blauen Häuschen mit Garten auf dem Land. Allerdings muss ich
alles mit zwei Katzen teilen, aber für mich ist auch das kein Problem. Mit dem
Kater schmuse ich schon manchmal, ich glaube der ist in mich verknallt, nur die
Katze ist eine Zicke, bei der muss man aufpassen, die hat flinke Pfötchen!
In der ersten Woche bei meiner neuen Familie habe ich mich natürlich nur
von meiner besten Seite gezeigt und auf jedes Handzeichen sofort entsprechend
reagiert.
Deshalb durfte ich auch gleich von der Leine, da konnte ich mal
zeigen wie schnell ich rennen kann, denn in mir steckt ja auch ein bisschen
Husky drin!
In der zweiten Woche habe ich meine neue Familie dann aber
fast zur Verzweiflung gebracht, ich wollte einfach nicht mehr "hören". Na
ja, ihr wisst schon: Die Hormone!
Frauchen und Herrchen mussten ganz schön
aufpassen, da ich mich vor jeden Rüden geworfen habe, auch wenn der noch so
klein war!
Bei meiner neuen Familie geht es mir einfach super, wir
machen jeden Tag tolle Spaziergänge, ich habe viele neue Freunde gefunden und
entdecke jeden Tag etwas Neues.
Ach ja, neulich sind wir abends
spazieren gegangen, die Sonne stand schon recht tief und ich bin die Kornfelder
entlang gerannt, da hat mich immer so ein schwarzer Hund verfolgt, der war etwas
größer als ich, aber genauso schnell und immer wenn ich ihn anspringen wollte
ist er im Kornfeld verschwunden!
Das hat mich ganz verrückt gemacht und
Frauchen hat mich auch noch ausgelacht!
Aber wenn ich den erwische....!
2003:
Mittlerweile hat sich unser Rudel um einen weiteren Hund
vergrößert, Scooby ist ein richtiger Angsthase, der erschreckt sich vor jedem
Geräusch.
Das kann mir nicht passieren ;o)
Wenn ich schlafe, dann
schlafe ich !
Manchmal erschrecke ich schon, wenn ich aufwache und wir haben
Besuch, der es sich schon längst auf dem Sofa bequem gemacht hat. Wie die es nur
immer schaffen so unbemerkt an einem Wachhund wie mir vorbei zu schleichen ?
Scooby profitiert sehr von meiner Ruhe und Gelassenheit und ich
profitiere von seiner Körpersprache und "höre" durch ihn viele Dinge, die ich
früher einfach nicht bemerkt habe. Anfangs war das für mein Frauchen sehr
anstrengend, da ich meinen Jagdinstinkt entdeckt habe und zu zweit macht jagen
noch viel mehr Spaß!
Jetzt bin ich aber ein ganz braves Mädchen geworden
und bleibe immer in der Nähe meines Frauchens. Nur Scooby haut gerne noch ab,
aber mit dem schimpfe ich dann immer, wenn er wieder kommt.
Mein
Frauchen hat leider keine geeignete Hundeschule für mich gefunden, aber wie es
der Zufall so will sind wir eines Tages im Wald buchstäblich mit Birgit Eichhorn
zusammengestoßen.
In ihr haben wir eine kompetente Hundetrainerin gefunden,
die meinem Frauchen noch viele Übungen gezeigt und wichtige Tipps gegeben hat.
Die beiden sind zwischenzeitlich gute Freunde geworden und wenn Birgit
zusätzliche Hunde zum Trainieren anderer Hunde benötigt, sind Scooby und ich im
Einsatz.
Ich finde diese Stunden immer ganz toll und nebenbei lerne ich auch
noch etwas dazu.
Mittlerweile folge ich schon besser als mancher hörende
Kollege!
2004:
Heute beherrsche ich 15 Zeichen und lebe ein ganz
normales Hundeleben und oft glauben die Menschen gar nicht dass ich taub bin !
So, nun wisst ihr alle, dass auch ein tauber Hund ein glücklicher und
folgsamer Hund sein kann und eine Behinderung nicht unbedingt behindern muss !
Viele Grüße Luna
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