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                       Wissenswertes über die Taubheit bei Hunden

Sprachlos ....,

sprechen ohne Stimme

 "Da bin ich aber sprachlos" (da fällt mir nichts mehr ein) oder " mir hat es die Sprache verschlagen" 
Der Mensch ist oft sprachlos, wenn er z.B. etwas hört, was ihn schockiert, wenn er beeindruckt ist, erstaunt oder hilflos ist etc.

Nichts anderes geschieht, wenn der Mensch erfährt, dass er gerade einen tauben Hund vor sich hat. Es läuft meistens immer ähnlich ab: wenn ich zu der Person, die gerade versucht auf Jola einzureden, sage: "..Dieser Hund ist taub, er kann nichts hören"; kommt erst ein betretenes "Oh" ,dann verschägt es ihm schlagartig die Stimme und es folgt oft ein mitleidsvoller Blick zu dem Hund und dann .... nichts mehr, bzw. der Mensch wendet sich vom Hund ab und wendet sich mir zu, denn ich kann ja hören .....

Der Mensch weiß plötzlich mit seiner Sprache, seiner Stimme nichts mehr anzufangen ……….  Sein Gehirn sagt ihm (theoretisch): du brauchst mit diesem Hund nicht zu sprechen, er kann ja nichts hören." ............ und genau in diesem Moment tritt diese Starre ein, der Mensch ist gehemmt, fühlt sich absolut hilflos, ist einfach sprachlos ...

Dieser Sprachlosigkeit folgt oft ein Innehalten, ein sich Nichtbewegen können, große Augen, ein offener Mund, ein großes Fragezeichen auf der Stirn ……..

 "Was mache ich bloß, wenn der Hund meine Stimme nicht hört? Wie soll das jetzt bloß funktionieren?"
Es funktioniert sehr gut, eben anders, als man es gewöhnt ist.

Keine Angst, der Hund kann zwar nichts hören, aber er kann sehr gut sehen und wenn er mitbekommen möchte, was sie von ihm wollen, dann wird er sich anstrengen, so viel wie möglich mit Hilfe seiner Augen mitzubekommen. Damit er aber den großen Wunsch hat, alles zu sehen, was sie von ihm möchten, müssen sie sich für den Hund interessant machen, so interessant, dass er ganz erpicht darauf ist, nur Nichts zu verpassen.

Beobachten wir z.B. Menschen im Gespräch, dann sehen wir, dass dabei sehr oft der ganze Körper in Bewegung ist. Südländische Menschen können das besonders gut oder beobachten wir z.B. kleine Kinder, die der Sprache noch nicht mächtig sind. Sie versuchen sich durch Mimik und Körperbewegung auszudrücken und die Eltern (die in diese Rolle auch erst hinein wachsen müssen) verstehen sehr gut, was ihr Kind möchte und braucht, auch wenn es noch nicht richtig sprechen kann. Der ganze kindliche Körper spricht mit und nichts andere benötigt auch ein tauber Hund.

Der  taube Hund kann sich sehr gut ausdrücken, er zeigt sehr deutlich, was er möchte ……...
Der Hund hat kein Problem mit seiner Taubheit ……..ihm fehlt ja nichts. Er kann wedeln, bellen, knurren, jaulen, seine Ohren anlegen, aufstellen, er kann mit seinem Schwanz wedeln, ihn steif aufrichten oder einklemmen, seine Nase kräuseln, mit seiner Nase riechen, er kann die Augen schließen und öffnen, er kann seine Körperhaltung situationsbedingt verändern etc. etc….Null Problem für den Hund, sich zu verständigen, ist ja alles am richtigen Platz.

Ein tauber Hund benötigt einen lebendigen und beweglichen menschlichen Körper, Hände die gebärden  können, ein Gesicht, in dem er die Gefühle wie Freude und Trauer etc. lesen kann, ohne dass dabei nur ein Wort gesprochen werden muss. Das heißt aber nicht, dass der Mensch nicht sprechen darf. Eigentlich sollte er sich sogar ganz normal verhalten und mit dem Hund reden, so, als könne er hören, denn beim Reden verändert sich das Gesicht. Es wird lebendiger und verständlicher. Es gibt die so genannte „lebendige Sprache“, die sehr viel Mimik beinhaltet. Wer keine Mimik besitzt, der kann niemals lebendig sprechen. Übrigens ist Pantomime eine sehr gute Übung für den Menschen. Worte und Bedeutungen nur mit Hilfe von Körpersprache, Gestiken und Gebärden erklären zu können. Versuchen Sie doch einfach mal einem Freund/in, Bekannte/n oder Familienmitglied etwas nur mit Hilfe von Gesten mitzuteilen.

Nichts anderes benötigt ein tauber Hund, um die Menschen verstehen zu können.  Er benötigt Zeichen, die für ihn einen Sinn ergeben, die ihn verstehen lassen, was er tun soll, was er tun darf etc.

Wenn Sie eine vertrauensvolle Beziehung mit einem tauben Hund eingehen und aufbauen, wenn Sie gemeinsam lernen, miteinander zu kommunizieren, dann werden Sie fasziniert davon sein, wie wunderbar es ist, sich mit Blicken zu verständigen, den Hund mit Gesten und Zeichen zu führen und auch seine Mimik und Körperhaltung zu interpretieren und zu verstehen.

Die erste Zeit wird wahrscheinlich schwierig werden (es hängt auch von dem Temperatment des Hundes und vom Alter ab), einfach weil Sie sich umstellen müssen, umstellen auf einen Hund, bei dem ihre Stimme und deren Worte keine Bedeutung mehr haben. Sie müssen erst lernen sich in diesen Hund hineinzuversetzen. Vielleicht wird ihnen auch die Bedeutung ihrer eigenen  Stimme erst klar, d.h. Sie werden merken, wie hilflos Sie in der ersten Zeit ohne Gebrauch ihrer Stimme sind. Sie brauchen Geduld mit sich und dem Hund.

Die Erziehung eines tauben Hundes dauert im Durchschnitt länger als bei seinem hörenden Kameraden (es hängt natürlich auch davon ab, was sie ihm alles beibringen möchten), aber nicht, weil der taube Hund dümmer oder ungeschickter ist oder Sie nicht fähig sind einen Hund zu erziehen, nein, einfach deshalb, weil sie beide die stille Sprache lernen müssen, weil Sie sich aufeinander einstellen müssen, weil Sie sich umstellen müssen ......

Doch glauben sie mir, ein tauber Hund holt den Menschen aus seiner Sprachlosigkeit heraus und hilft dem Menschen sprachlos sprechen zu lernen, sie müssen ihm nur ihre Hand und ihr Herz schenken und sich auf ihn einlassen..

(A. Schweitzer)

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